"Weniger Dienstreisen mit mehr Gemeinschaftserlebnis"

Interview von Tourismus NRW mit Haakon Herbst, DEHOGA Nordrhein

Der Tagungsmarkt in Deutschland wird sich in Folge der Corona-Pandemie grundlegend verändern. Das prognostiziert Haakon Herbst, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes e.V. Nordrhein, im Interview mit Tourismus NRW.

Haakon Herbst, Präsident DEHOGA Nordrhein

Gleichzeitig tue die Branche alles Menschenmögliche, um die Sicherheit ihrer Gäste sowie der Mitarbeiter*innen in den Mitgliedsunternehmen zu gewährleisten. Hotels und Tagungsstätten, Kongress- und Messezentren haben schnell reagiert und schon zu Beginn der Pandemie funktionierende Hygiene- und Sicherheitskonzepte entwickelt. So verfügen beispielsweise das World Congress Center Bonn (WCCB) und das CCD Congress Center Düsseldorf bereits über voll-hybride Setups. Die KölnMesse hat darüber hinaus ein neuartiges Indoor-Positioning-System entwickelt. Die Kongressteilnehmer*innen laden sich hier eine Smartphone-App herunter, die automatisch die Aufenthaltsdichte in den Messehallen erfasst. Auch in Tagungshotels gehören kontaktloser Online-Check-In, Lüftungsfilter und Abstände längst zum Standard. Haakon Herbst erläutert, wie sie sich darüber hinaus auf SafeBusinessTrips vorbereitet haben und wie die Zukunft der Tagungsbranche aussieht.

Herr Herbst, noch ist die Corona-Pandemie nicht vorbei, Dienstreisen und Tagungen finden jedoch wie normal statt. Was ist Ihrer Meinung nach das beste Konzept, um sowohl die Sicherheit der Besucher sowie auch der Mitarbeiter*innen zu gewährleisten?

Haakon Herbst: Lassen sie mich vorab sagen, dass Hotels von Anfang an kein Risikotreiber waren. Im Gegenteil. Sie waren immer schon und werden auch weiterhin einer der sichersten Plätze überhaupt sein. Es werden Abstände gewahrt und die Kontakte halten sich in Grenzen. Basierend auf dem, was die Wissenschaft bis heute über die Pandemie weiß, halte ich deshalb ein konsequentes 3-G-Konzept - also Geimpft, Genesen, Getestet – für ausreichend und absolut safe. Das gilt auch für Tagungen und Kongresse, bei denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Abstand und in gelüfteten Räumen sitzen.

Wie haben sich Ihre Mitgliedsunternehmen auf die neue Situation eingestellt?

Wir tun alles, was mit normalem Menschverstand machbar ist, um die Sicherheit unserer Tagungs- und Hotelgäste zu gewährleisten. Die Abstände in den klimatisierten Konferenzräumen wurden vergrößert und Ozonfilter installiert. Auch wird von beiden Seiten darauf geachtet, dass beispielsweise längere Lüftungspausen eingehalten werden. Das stellt natürlich in erster Linie Unternehmen vor Herausforderungen, die nur über kleinere Räumlichkeiten verfügen. Die größten Veränderungen aber hat es sicherlich im Bereich der operativen Dienstleistungen, sprich beim klassischen Catering gegeben, das es in der Form, wie es Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer kannten, nicht mehr gibt. Allerdings sind die Gäste frustrationstolerant geworden. Denn der Wunsch, sich zu treffen ist größer, als kleine Einschnitte beim Komfort hinnehmen zu müssen.

Impressionen: Tagen in Nordrhein-Westfalen

Das World Travel & Tourism Council (WTTC) hat jüngst Vorschläge für eine „Seamless Traveler Journey“, also ein völlig kontaktloses Reiseerlebnis, gemacht. Gibt es ähnliche Konzepte für Tagungen, Kongresse und Dienstreisen bereits in NRW?

Die Abwicklung in unseren Hotels erfolgt ja weitgehend kontaktlos. Große Betriebe bieten bereits einen Online-Check-in an. Und selbst, wo noch klassisch eingecheckt wird, geht es lediglich um eine Unterschrift im Rahmen des Meldegesetzes. Neuartige Schließsysteme ohne Schlüssel oder Karte, die jeder Gast stattdessen mit dem eigenen Handy bedienen kann, haben meines Wissens bisher lediglich zwei bis vier Prozent der Unternehmen. Eine derartige Nachrüstung wird aber nach und nach bei Neu- und Umbauten automatisch passieren.

Wird sich der Tagungsmarkt auf Dauer verändern?

Der Tagungsmarkt wird nie mehr so zurückkommen, wie er war. Er wird sich verändern. Und das ist auch okay. Hat man sich früher vier- bis sechsmal im Jahr getroffen, wird es wohl in Zukunft auf weniger Dienstreisen mit mehr Übernachtungen und einem intensiveren Rahmenprogramm herauslaufen. Das sind dann die Touchpoints, wo die Leute sich sehen und sich begegnen. Die anderen Tagungen werden dann vermutlich komplett digital stattfinden. Für Hotels und Tagungsstätten bedeutet dies einen höheren Durchschnittscoupon pro Veranstaltung. Das heißt, wir müssen für die Menschen, die sich sehen müssen oder wollen, um gemeinschaftliche Ziele zu verfolgen, neben der gebotenen Sicherheit mehr Gemeinschaftserlebnis bieten.

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